Donnerstag, 19. November 2009

Der homosapicus touristicus

Heute wollen wir uns mal die Spezies des homosapicus touristicus zusammen anschauen.



Der homosapicus touristicus zeichnet sich durch sein Nomadentum aus.
Er ist meist auf grossen Wanderungen anzutreffen. Im Gegensatz zu anderen Nomandenvölkern kehrt er aber immer wieder an seinen angestammten Wohnort zurück.
Dieser Wohnort ist im allerdings sehr heilig wie auch sein gewohntes Essen, sein gewohntes Bier, sein gewohnter Fussballclub, sein gewohntes Klatschblatt und das Tagesblättchen, seine gewohnte Umgebung und seine Vorliebe in absuluter Dunkelheit mit Strandtuch bewaffnet sich um die Liegestühle mit anderen Artgenossen zu streiten.



Verfolgend wir den homosapicus touristicus auf einer seiner Wanderungen um sein Wesen zu verstehen.
Oder auch erst recht nicht..
Als erstes werden mit Karten, Reiseführern und Prospekten die Ländereien erkundet die seinen Bedürfnissen gerecht werden.
Die Anzahl solcher Ländereien ist in der heutigen Zeit mannigfaltig.
Die gesuchten Ländereien sollten natürlich sehr exotisch sein, um nach der Rückkehr bei seinem Artgenossen damit prahlen zu können.

Unser Genosse hat sich nun nach 10 Tagen wälzen der Unterlagen für eine Reise nach Griechenland entschieden. Da die finanziellen Mittel nach der letzten Reise eher dürftig sind, soll die Insel Kos sein nächstes Ziel werden.
Die Reise wird nun beim örtlichen „homosapicus viator“ gebucht.
Selbstverständlich wird nach erfolgter Buchung schon mal beim Nachbar homosapicus touristicus mit der gebuchten Destination angegeben.

Wenn nun der Tag der Abreise sich nähert verstärkt sich das Prahlen, denn nun weiss ja unser Freund auch wie das Wetter sich entwickelt und dies wird natürlich aufs genauste mitverfolgt und auch entsprechend kundgetan. Selbstverständlich ist an der Destination auch bei sintflutartigen Regenfällen das schönste Ferienwetter. Er will sich ja keine Blösse geben.
Am Abreisetag werden die seit 14 Tagen gepackten Koffer mitsamt der ganzen Familie zum Flughafen verfrachtet und eingecheckt.
Selbstverständlich wird auf einen Fensterplatz beharrt, denn unser Freund ist ja neugierig und möchte alles ganz genau mitbekommen. Dann wird sich dem mitgebrachten Boulevardblatt gewidmet.

Die Ausführungen der Crew betreffend Sicherheit werden ignoriert, da man ja der homosapicus touristicus in Reinform ist und sich da bestens auskennt.
Diese Ortskundigkeit beweisst sich spätestens nach 10 Flugminuten, wenn er dann mit verkreuzten Beinen verzweifelt die Bordtoilette sucht.
Nach ca. 40 Minuten wird dann die Verpflegung serviert.
Unser Freund meldet sich bei seinem angetrauten Weibchen, dass das Essen einfach nicht geniessbar sei.
Den Ärger versucht man nun mit einem Hopfen-Malzgetränk zu ersäufen.

Zu allem Elend ist die gewohnte Marke natürlich nicht an Bord. Weshalb den das nicht? Etwas anderes kommt ja nicht in Frage. Wer weiss was diese Fremden da zu sich nehmen..

Kurz und gut, nach 3 Stunden landet das Flugzeug mit hungrigen und durstigen Mitfliegern auf dem Airport.
Die Hitze schlägt den Neuankömmlingen ins Gesicht und verursacht bei unseren Freunden einen Schweissausbruch, mit dem die halbe Wüste Gobi bewässert werden könnte. Gobi ?? Da war er auch noch nie. Dies ist noch ein homosapicus touristicus freie, weisse Zone auf dem Globus.
Die Überfahrt zum Hotel war für unseren Freund ganz passabel, da der Reisecar einer einheimischen Automarke angehört.

Im Hotel, einer 5 Sterne Unterkunft notabene, wurde die Familie mit einem freundlichen „Kalimera“ begrüsst.

„Kaliwas??“
Unser Freund, als Musterbeispiel seiner Gattung, verstand natürlich kein Wort.
Der Hotelbedienstete führte sie auf Ihr Zimmer. Mit Meerblick. Man will ja nichts verpassen. Aber ausser dem vielen Wasser war auch nichts zu sehen.
Aber: Hauptsache Meerblick gönnt man sich.

Das Essen war natürlich nicht nach Einheimischem Standart, was dem armen Keller auch klipp und klar verständlich gemacht wurde. Dachte man zumindest.
Der Koch hat die ganze Angelegenheit mitbekommen und fragte den bedauernswerten Kellner was los war.
„ Ich habe keine Ahnung, ich verstehe leider kein Deutsch. Und eine andere Sprache war dem Herrn nicht zu entlocken.“ antwortete der Kellner schulterzuckend.
Damit wurde die Sache mit südländischer Gleichgültigkeit auf sich beruhen gelassen.

Ausflüge hätte man gerne gemacht, jedoch wurden diese in einer fremden und unverständlichen Sprache geleitet. Jedoch, und dies erstaunte, verstanden einige grölende Passagiere die fremdländischen Worte. Und dauernd sagen diese was von einer Queen. Wer das wohl sein mag?
Stattdessen war um 5 Uhr in der Frühe Zeit, den Junior mit Stranddecken bewaffnet mal zum Pool zu schicken. Schliesslich möchte man ja sein wohlgenährtes Haupt in eine Liege platzieren. Sich in den Sand zu legen und de Wäre des Sandes zu geniessen, kommt natürlich nicht in Frage.

Das Frühstück wurde so gegen 10 Uhr eingenommen. Selbstverständlich nur Käse, Butter und Konfitüre aus der Heimat. Das Essen im Gastland ist ja nicht geniessbar.
Als dann der Pool so gegen 11 Uhr aufgesucht wurde, hat irgend so ein Ignorant es doch tatsächlich gewagt die schön platzierten Strandecken zu entfernen.

Unglaublich, was erlaubt sich dieser Kerl mit seinem weissen Kreuz auf seinem roten Shirt?

Erstaunlicherweise war dieser Kerl sogar seiner Sprache mächtig, auch wenn er sich mit seiner Begleitung in einer anderen Sprache unterhielt die sich wie ein Gegrunze anhörte.
Abendessen wurde dann im Zimmer eingenommen, da man im Hotel einen Einkaufsladen fand der Lebensmittel aus der Heimat verkaufte.
So gingen die 14 Tage ins Land, ohne dass unser Freund auch nur einen anderen Ort gesehen hatte, ausser das Hotel und dessen Poolanlage. Aber dies sehr ausführlich.
Zuhause wurde dann mit den vielen Fotos geprahlt die komischerweise ausschliesslich das Hotel zeigten.

Fazit unserer beobachteten Spezies:

"Das Wetter war natürlich sehr schön, das Hotel (inklusiver aller Ecken) war leidlich, das Essen eine Katastrophe, die Eingeborenen verstanden kein Deutsch und das Essen hundsmiserabel."

Nie wieder nach Kos.

Es lebe der homosapicus touristicus.

Ps. Dies ist natürlich eine frei erfunden Story und hält sich nicht an Wahrheitet, wobei:
Sind Vorurteile auch Wahrheiten, oder sind Halbwahrheiten nun Wahrheiten?
Man weiss es nicht so genau. Belassen wir es dabei..

Übrigens: Wo ist nun diese Wüste Gobi?

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