Montag, 8. Februar 2010

Misstöne

Nun ist es wieder soweit und der allerseits bekannte Ruf: „Blaaagette!“
dröhnt wieder durch alle Gassen und Ort der Stadt an denen sich, mehr oder weniger zwangsläufig,
Personengruppen aufhalten.


So wird dem armen Touristen der per Bahn ankommt und müde aus dem Zug klettert, bereits nach einigen Metern mit dem „ Blaaagette!“ Ruf der Gehörgang durchgepustet.
Ist man dann endlich dem aufdringlichen Schreihals entkommen, so wird man bereits von der nächsten Schreierbrigade vor dem Bahnhof in Empfang genommen.
Um nicht vollends zu den Gehörgeschädigten zu gehören, wird schnell ein solches „Festtagsabzeichen“ eingekauft. So nun sollte ich ja wohl für alle tabu sein. Dachte ich zumindest.

Tja leider Fehlanzeige. Am Aeschenplatz vorne werde ich schon wieder auf das absolut notwendige Tragen einer Blagette aufmerksam gemacht.
Lässig zeige ich dem Herrn meine neu erstandene Errungenschaft am Jackenaufschlag,

Da ich ja noch Kleider benötige, steuere ich zielstrebig die Flaniermeile an.
Ich geniesse das Treiben der Leute und die Musik die von irgendwelchen Andenbewohnern zum Besten gegeben wird. Die Klänge versetzen mich so richtig in Urlaubsstimmung. Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits den Kondor am Himmel über Basel kreisen. Über Basel???

„El Condor pasa“ mit einem: “Blaaagette!!“ Zwischenruf..
Die schöne Illusion zerspringt in 1000 Blagetten - Teile.

Ich drehe mich um damit ich diesem Illusions- Zerstörer meine Meinung gleichwohl entgegenzuschmettern, doch meine Absichten wurden anscheinend bereits durchschaut und so werde ich mit einem lautstarken: „Blaaagette!!“ Ruf mundtot gemacht.

Mein Gemütszustand nimmt langsam den Geschmack einer überreifen Zitrone an.
Schnell steuere ich den von mir gesuchten Kleiderladen an.

Ausser einem alten Pärchen dass sich lauthals über die heutige Mode auslässt, herrscht hier drinnen wohlige Ruhe.
Ich bezahle und stolziere mit meiner neuen Jacke die ich aus lauter Freude gerade anbehalten habe aus dem Geschäft raus.

Stolz und eitel wie ein Pfau, demonstriere ich die neue Jacke allen Passanten die vorbeiziehen. Dass dies ein sehr grosser Irrtum war, bemerkte ich augenblicklich.

Der Schreier von gegenüber sah mit seinem Adlerauge ganz genau meinen nun leeren Jackenaufschlag. Ich hatte vergessen die Blagette umzuhängen.

„Blaaagette!! Wer keine Blaaagette hat ist selber Schuld!!“ schrie er nun quer über die Strasse.

Ich bin schnell um die Ecke gerannt um dem Schreier zu entkommen und geradezu dem nächsten in die Arme gelaufen. Da meine alte Jacke vollkommen zusammengerollt in einer Plastiktüte ruhte und ich endlich meine Ruhe wollte, habe ich zähneknirschend noch eine Blagette gekauft.Nur um meine Ruhe zu haben.
Wutentbrannt bin ich Richtung meines Autos gegangen und habe schon mal meinen Parkschein gesucht. Wo war das verflixte Ding nur wieder?

Ach natürlich. In meiner alten Jacke. Also Tasche hinstellen und die Jacke rausgekramt.Als ich mich wieder vollends aufgerichtet habe, hält so ein Held mir doch tatsächlich eine Blagette unter die Nase und fragt mich doch tatsächlich:
„Blagette der Herr?“
Sehen denn diese Herrschaften nicht, dass ich bereits eine Blagette an jeder Jacke die ich habe durch die Stadt spazieren trage??
Ich vermute stark, dass die lauten Töne der Schreier beim Blagettenverkauf die Seh,- und Hörfähigkeit der Verkäufer selbst stark beeinflussen.

Ich werde mal einen solchen Blagettenheini danach fragen.
Wenn er mich sehen und hören kann....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen